Samstag, 5. Mai 2012

Der Prädatorenmarsch

Wenn du ein Raubtier bist
Und gerne Menschen frisst,
Dann legt der Staat dir manchmal goldne Fesseln an.

Du steckst im Käfig drin,
Fragst nach der Enge Sinn,
Dein Magen knurrt, du wünschst dich an die Beute ran.

Glücklicherweise fasziniert uns deine Stärke,
Und deine Freunde wär’n so gern ein Stück wie du.
Sie streicheln dich, du lockst sie auf die falsche Fährte,
Ja, wenn du frei bist, sagst du, lässt du sie in Ruh.

Du bist ein Fabeltier,
In deinem Machtrevier,
Frisst du dich groß, bis das dein Käfig beinah platzt.

Und Freunde eil’n geschwind,
Weil sie in Sorge sind,
Und neue Käfigstangen werden eingepasst.

Die Freunde schaffen dir den Raum, dich auszubreiten,
Heimlich verfüttern sie dir manch verbrämten Feind,
Die Furcht trifft jene, die kein Futter dir bereiten,
Wer dir Tribut zollt, ist ganz sicher nicht gemeint.

Dein Käfig wächst heran,
Du passt dich schnell dran an,
Und immer wieder pferchen sie aus Furcht dich ein.

Dann brüllst und jammerst du,
Mit Muskelkraft im Nu,
Bäumst du dich auf und drohst mit schlimmster Not und Pein.

Du lockst die Menschen mit versprochnen goldnen Eiern,
Die Gier ergreift sie und sie geh’n dir auf den Leim,
Sie fangen an, dir deinen Käfig zu verbreitern,
Die größten Kriecher bringen wirklich Eier Heim.

Du bist nicht einzig hier,
Es gibt noch mehr Getier,
Das gleich wie du in goldnen Käfigen gedeiht.

Bald reicht der Platz nicht mehr,
Schon jetzt bedrängt ihr sehr,
Den Rest der Menschheit, der den Käfigen ausweicht.

Einst brecht ihr aus und packt einander an den Gurgeln,
Dann führt ihr Krieg und löscht euch gegenseitig aus,
Die Raubtierfreunde werden wieder sich durchmogeln,
Denn ihre Bunker schützen sie vor dem Garaus.

Der Rest vom Raubgetier,
Schürt bald schon neue Gier,
Die goldnen Eier locken neue Freunde an.

Wir sperr’n die Räuber weg,
Und doch, es hat kein’ Zweck,
Die Raubtierfreunde füttern, was man füttern kann.

Sie lachen ölig und versprechen uns das Beste,
Nur wenn’s den Raubtiern gut ging, fiel’ für uns was ab,
Deshalb verwöhnen wir im Käfig manche Bestie,
Und Raubtierfreunde halten uns dabei auf Trab.

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