Samstag, 26. Mai 2012

Ode an eine CDU-Funktionärin


Sie teilt sich mir detailtreu mit,
verbreitet ihre Häme,
beäugt des Maiers Rasenschnitt
und fragt, ob er sich schäme.

Sie lächelt freundlich,  sieht sie mich,
lobt meinen schönen Garten.
Bei Maier echauffiert sie sich,
ob meiner wilden Arten.

Manch wichtige Begebenheit,
will sie dem Schmidt erzählen.
Drum nutzt sie die Gelegenheit,
mich quatschend zu erwählen.

Sie fragt mich viel, sie quetscht mich aus,
und sucht nach meinen Fehlern.
Ihr Lästermaul ist mir ein Graus
und spottet den Erzählern.

Was glaubt die Frau, wie dumm ich bin,
wenn sie von Müller anfängt?
Wo ließ sie ihren siebten Sinn?
Was ist es, was sie einengt?

Wenn Müller, Maier, Schmidt und ich
uns nächstens wieder sehen,
belebt und amüsiert sie mich -
das wird sie nie verstehen.

Wie schön gleicht sie doch ihrem Hund,
wie schaurig ist ihr Kläffen?
Sie lästert sich die Stimme wund
und lässt sich von uns äffen.

Freitag, 25. Mai 2012

Bittendes Kind

(Kinderszenen 4)


Strahlende Augen, flehender Blick,
kindliche Seelen erstrahlen, entrückt.

Spielzeuge locken das bittende Kind,
halten sein Ich unterlegen und blind.

Haben und Wollen bestimmen das Sein,
kindliches Wesen erlischt, war so rein.

Wer die Erfüllung in Spielzeugen sucht,
trotz der Revolte, bleibt brav und betucht.

So funktioniert schon das Kind wie ein Rad,
schreitet im Sinne der Wirtschaft zur Tat.

Schenkt uns sein Leben und trotzt dem Verstand,
gibt sich ganz hin, vom Konsumrausch gebannt.

Leistung und Leidenschaft halten es hin,
schmälern schon früh den empfindlichsten Sinn.

Wir brauchen Sklaven im kenternden Boot,
sonst wären unsere Pfründe bedroht.  

Dienstag, 22. Mai 2012

Von fremden Ländern und Menschen


(Kinderszenen 1)

Menschen lachen, Menschen weinen,
wenn sie sich im Glück vereinen;
wandeln über tausend Straßen,
finden sich in dunklen Gassen;
Exerzieren, randalieren,
kontrollieren, infiltrieren –
mischen sich in fremde Sachen,
möchten sich unsterblich machen.
Was geschieht, bedingt der Rahmen -
ob Erfolg, ob Lebensdramen.
Jene, die nach oben streben,
bleiben an der Herkunft kleben –
streng ist ihre Welt geregelt,
für den Königsstand gebügelt.

…überall und jederzeit…

In fremden Ländern, an anderen Orten,
besteht die Rede auch aus Worten.
Am fernen Strand, im Palmenland,
bedeutet „Erde“: Lehm und Sand…

…überall und jederzeit… 

Heiße Länder, kalte Länder,
wird sich je die Ordnung ändern?
Streit und Kriege, große Siege,
Hungerkrippen, Führungsriege –
wenig Worte, die beschreiben:
Alles wird wie immer bleiben!
Mag sich auch die Macht verschieben,
teilt sie sich doch nach Belieben.
Was geschieht, bedingt der Rahmen –
Reichtum lockt die schönsten Damen.
Tiefster Stand bis Mittelklasse,
ihr bedient die höchste Kasse! -
darin sind die Großen einig,
welches Land auch immer peinigt.

…überall und jederzeit…

In fremden Ländern, an anderen Orten,
besteht die Rede auch aus Worten.
Am fernen Strand, im Palmenland,
bedeutet „Erde“: Lehm und Sand…

…überall und jederzeit… 

Donnerstag, 10. Mai 2012

Das Machtdilemma

Ideen mögen groß sein,
dem Menschenwohl geweiht
Doch scheitert, wer es gut meint,
am Machtmensch allezeit.

Er mischt sich stets ins Spiele
erschleicht sich das Parkett,
wenn seine Rolle fiele,
dann lebte es sich fett.

Egal, was du dir ausdenkst,
am Ende siegt die Macht.
Egal, wer die Idee schenkt,
der Gute wird verlacht.

Da kämpfst du auf der Straße
ums Recht des kleinen Manns.
Da schlägst du eine Gasse
für deinen letzten Tanz.

Wie immer die Idee heißt,
wie immer sie dir klingt,
sobald sie nach der Macht greift,
kommt einer, der sie zwingt.

Der Machtmensch liebt nur eines,
sein Wohl, das ihn erhält
Er trägt in sich nichts Reines,
strebt nur nach Ruhm und Geld.

Das ist’s, was sie verbindet,
die „Großen“ überall.
Da gibt es nichts, was lindert,
sie wirken infernal...  

Dienstag, 8. Mai 2012

Ämter schädigen für Anfänger


Heut will ich meinem Amte schaden,
„Beschädigen“, das klingt nach mehr.
Ich beiß dem Amt in seine Waden
Und nehm’s mit festen Tritten her.

So tret’ ich in die Ämterstube,
Nicht Schloss Bellevue, doch immerhin,
Und such’ das Amt, ich böser Bube,
In allen Ecken, die da sin(d).

Das Amt, es will sich mir verbergen,
Ich geb’ nicht auf, ich meuchle es.
Ist es entführt von feisten Zwergen,
Entkommen, bis auf weiteres?

Ich such das Amt im Abfalleimer,
Durchwühl manch Schrank geflissentlich.
Ein Ämterdieb, ein hundsgemeiner,
Stahl mir das Amt wohl wissentlich.

Nachdem ich nun das Amt nicht finde,  
Will ich mich selber filetier’n.
Erbärmliches Profitgesindel,
Will eh schon lang mich korrumpier’n.

Mit einer edlen Spendersumme,
Spendier’ ich mir ein schönes Haus.
Dafür ist Spenders Feind der Dumme,
Denn der kriegt von mir gar nichts raus.

Zufrieden und moralisch sauber,
Lehn ich behaglich mich zurück.
Umgibt mich schon der Mächte Zauber,
Will ich da schon mein Stück vom Glück.

Die Ämterschändung scheint gelungen,
So sagen es die weisen Herr’n.
Dafür hab ich mich abgerungen,
Ich tat es ehrlich, tat es gern.

Das Gesetz der Revolte

Seht nur, wie der Putz abblättert,
                        vorn, beim Hauptportal.
Der Gläubiger am Schalter meckert,
                        beklagt des Wohlstands Qual.
Hat sich beim Spekulier’n verzettelt,
                        im vorigen Quartal.
Der Banker schaut ihn an und lächelt:
                        „lief nicht so optimal“.

Der Hinterhof ist abgeriegelt,
                        hier parkt der Lohn der Gier.
Manch Porsche und Ferrari fesselt
                        den Blick von dir und mir.
Doch, stellenweise abgebröckelt,
                        verblasst der Lacke Zier,
so dass sogar der Banker meckert
                        und meint, viel Not sei hier.

Die Sparer in der Schalterhalle,
                        schrei’n wutentbrannt nach Geld.
Sie sitzen in der Armutsfalle,
                        um Zins und Lohn geprellt.
Wenn sie vereint die Fäuste ballen,
                        verbleibt kein Wert, der zählt.
Manch Kopf wird roll’n, mach Schuss wird fallen,
                        manch Schnösel bös gequält.

Hernach schwappt die Empörungswelle
                        zum höchsten Kreis empor.
Der Mob rückt Machern auf die Pelle,
                        knöpft einzeln sie sich vor.
Moral vergeht im Rausch des Blutes, 
                        es toben Schmerz und Pein.
Manch Mörder ist nun frohen Mutes,
                        genießt sein rohes Sein.
                                     
Die Rauchschwaden verpuffen leise,
                        Vernunft kehrt bald zurück.
Danach wird auf bewährte Weise
                        belohnt, verteilt, gebückt.
Schon bilden sich die nächsten Cliquen
                        und spiel’n das Spiel der Macht.
Die Oberflächlichen und Schicken
                        genießen neue Pracht.

Die Fabel von der unsterblichen Fliege

1. Dorians Leben, Dorians Streben

Es lebte einst,
der Fliegrich Dorian,
mit Frau und Maden auf dem Lande.

Der Misthaufen
des Bauern Florian,
war ihm zuteil nach seinem Stande.

Die andern Fliegen
 schauten neidisch drein,
als sie den Misthaufen erblickten.

Der Mist im Hof,
er roch für Fliegen fein,
gleich in dipterischen[1] Gedichten.

Ein Luxusleben
führte Dorian,
verglichen mit urbanen Fliegen.

Und doch war Dorian
wohl schlimmer dran,
er wollte mehr und konnt’s nicht kriegen.

Der Fliegrich Dorian
liebte das Leben,
            richtete alle Kraft
und all sein Streben

auf die Unsterblichkeit,
ihm sei vergeben,
ein Stück der Ewigkeit,
wer wollt`s nicht mögen?


2. Das goldene Ährenkorn


Es funkelte
im Mist ein Ährenkorn,
riss Dorian aus seinem Traume.

„Oh, Ährenkorn,
oh geh mir nicht verlorn!“
rief Dorian herab vom Baume.

Im Eilflug stürzte
sich der Fliegerich
auf die begehrte Funkelquelle.

Er griff danach,
doch war das Stemmgewicht
zu schwer für Fliegenarm und Elle.

Von Gier gepackt,
verscharrte Dorian
den goldnen Schatz unter dem Kuhmist.

Danach markierte
er mit Adlerfarn
das goldne Korn im Dung voll Hablist.

 Der Fliegrich Dorian
liebte das Leben,
            ein goldnes Ährenkorn
ließ ihn erbeben.

Aus Furcht vor Korndiebstahl,
hat er’s vergraben,
um sich am Glückesfall
allein zu laben.

 
3. Des Ährenkorns Offenbarung


Mit strengem Blick
bewachte Dorian,
zu allen Tag- und Nachtesstunden.

Den Misthaufen
des Bauern Florian,
zum Schutz  des Korns vor Vagabunden.

Am nächsten Tag,
geschützt vom Morgengraun,
begab sich Dorian zum Schatze.

Er scharrte Mist,
um nach dem Korn zu schaun,
als ihm erschien Stomoxys[2] Fratze.

„Dorian, 
heute bist du glücklich dran“,
tönte der Geist mit dumpfer Stimme.

„Tritt heran, 
sage mir den Wunsche an,
der dich betrübt, dir schwärzt die Sinne.“

Der Fliegrich Dorian,
            konnt’ es nicht fassen.
            Ein banger Fiebertraum,
            ließ ihn erblassen.

Der Geist dort sprach zu ihm
            und schien zu wissen
            von Fliegrich Dorians
            innerstem Missen.


4. Dorians Antwort

             
Dorian stockte,
hielt den Atem an,
duckte sich weg vor dem Stomoxys,

murmelte leise
seinen Wunsch ihm dann,
merklich bedrückt nun von Besorgnis:

„Stomoxys,
mächtiger Dipterengeist[3],
mein Wunsch ist groß, klein sind die Taten.

Soviel du auch,
von meinem Innern weißt,
wirst du mein Streben kaum erraten.

Was ich begehr’,
ist die Unsterblichkeit
für mich, mein Weib und meine Maden.

Von heute an,
bis in die Ewigkeit,
möcht ich an Lebenslust mich laben.“

Der Fliegrich Dorian
liebte das Leben,
            richtete alle Kraft
und all sein Streben

auf die Unsterblichkeit,
ihm sei vergeben,
ein Stück der Ewigkeit,
wer wollt`s nicht mögen?


5. Stomoxys belehrt Dorian


„Das Ewige,
mein lieber Dorian,
ist nur Idee“, sagte Stomoxys.

„Mancher sucht
danach ein Leben lang,
doch wer viel sucht, der findet gar nichts.

Wer lange lebt,
dem wird das Leben fad,
denn nichts schützt ihn vor Schmerz und Sorgen.

Was du begehrst,
scheint mir von andrer Art,
du willst die Herrschaft übers Sterben.

Drum lebe nun,
solang du leben magst
mit Frau, Kokons und Fliegenmaden.

Wenn du dann
an der Ewigkeit verzagst,
darfst du samt Brut dem Sein entsagen.“

Der Fliegrich Dorian
            hüpfte vor Freude.
            Sein Wunsch erfüllte sich.
            Das Weltgebäude

erschien im grenzenlos.
            Er wollt’s erkunden.
            Stomoxys schenkte ihm
            dazu die Stunden.
           


6. Glückliche Stunden?


Von Dorian
            fielen die Sorgen ab
und seine Fliegenbrut wuchs täglich.

Weil kein Kind mehr
            durch Wechselfälle starb,
schrumpfte der Platz jedoch unsäglich.

Der Misthaufen
            des Bauern Florian
löste sich auf im Fliegenschwarme.

Der Dung verschwand
und unsern Dorian
würgten des Hungers kalte Arme.

Die schwere Last
            seiner Nachkommenschaft
zerquetschte Dorian die Glieder.

Stomoxys Geist
            hatte ihn abgestraft,
nun ward sein Leben ihm zuwider.

Der Fliegrich Dorian
            hasste das Leben.
Er misste alle Kraft
und alles Streben.

Die Lust auf Ewigkeit
            war im vergangen.
            Sein unbescheidner Wunsch
            war ihm vergangen.
 

7. Das Ende


Der Fliegerich
            bezahlte bitterlich
für seinen Wunsch nach ewgem Leben.

Inzwischen war
            die Welt gar schauerlich
bedeckt von Dorians Bluterben.

Wer unten war,
            den drückte das Gewicht
der jüngeren Generationen.

Vom Schmerz gebeugt
            wünschte sich Dorian
im Land der Toten nun zu wohnen.

Mit Donnerhall
            erfüllte sich sein Wunsch
und alle Stubenfliegen starben.

Die Welt war frei
            und wir erinnern uns:
die Gier verwischt des Lebens Farben.

Der Fliegrich Dorian
liebte das Leben,
            richtete alle Kraft
und all sein Streben

auf die Unsterblichkeit,
ihm sei vergeben,
ein Stück der Ewigkeit,

wer wollt`s nicht mögen?



Entomologisches Nachwort

„Würden sämtliche Kinder
und Kindeskinder eines Hausfliegenpaares
überleben, dann entstünde nach einem Jahr eine Fliegenkugel
von 149,6 Millionen Kilometer Durchmesser –
das entspricht der Entfernung zwischen Sonne und Erde.“

Christopher O’Toole, britischer Entomologe


[1] Diptera = Zweiflügler, Insektenordnung der Fliegen
[2] Stomoxys = Fliegengattung der Wadenstecher, ähnlich
Stubenfliege, jedoch mit Stechrüssel
[3] Vgl. Fußnote 1

Freundschaftsdienste

Die größten Freundschaftsdienste
            Leisten so genannte Freunde,
Wo eine Hand die andre wäscht
            Und Freundschaft sich bewährt.
Sie fordern sich, sie klüngeln,
            Ihre Gunst bleibt nie vergeudet.
Ihr Ziel ist Geld und Macht
            Und dass der Pöbel sie ernährt.
 
So klopfen die Eliten sich
            Gefällig auf die Schultern,
Bedecken sich mit Orden,
            Bieten Lobeshymnen dar.
Durch dieses Machtgetöse,
            Dieses selbstverliebte Poltern,
Dringt keinerlei Kritik
            Zu den gemeinen Köpfen vor.
 
Sie steuern durch die Medien,
            Begrenzen unser Denken.
So meint der kleine Mann
            Die Pfründe wär’n gerecht verteilt.
Doch wehe einst erwacht
            Der kleine Mann und sieht sie lenken,
Dann strauchelt mancher Freund
            Wenn ihn der Volkeszorn ereilt.

Das Leben wird sie lehren
            Dass auch Ruhm nicht ewig blendet.
Wird Einfluss hinterfragt
            Stürzt manches Lügenbauwerk ein.
Zu hoffen bleibt da nur,
            Dass es nicht gar so böse endet.
Wenn einst im Licht der Wahrheit
            Mancher Freundschaftsdienst erscheint. 

Korruption; Christian Wulff; Bestechlichkeit; Lobbyismus 

Griechische Wehen

Tragt Eulen nach Athen,
eilt, schützt den Zins der Investoren!
Die Wohltat muss gescheh’n,
sonst geht des Euros Wert verloren.

Vernunft behütet Macht,
dann muss kein Blut dem Mammon fließen.
Solang der Geldsack lacht,
wird uns kein Krieg das Glück verdrießen.

Der Spekulant
            schaut angespannt
                        nach Griechenland.

Das Abendland
            gerät in Brand
                        von Menschenhand.

Der Unverstand
            hat unerkannt
                        uns übermannt.

Wir zahl’n das Pfand,
            von Furcht gebannt,
                        an Unbekannt.

Tragt Eulen nach Athen,
auf dass die Kontostände steigen.
Erhört das laute Fleh’n,
all derer, die sich niemals zeigen.


Sie schütteln euch die Hand,
beseelt von solidaren Trieben.
Sie danken imposant,
dann wird der Geldstrom nie versiegen.
           
Der Spekulant
schaut angespannt
                        nach Griechenland.

Der höchste Stand
            hat’s angebahnt
                        und Not entsandt.

Des Plutos Hand
            ergreift gewandt
                        die Macht im Land.

Habt ihr erkannt
            wie euch galant
                        der Glücksstern schwand?

Tragt Eulen nach Athen
und stillt den Durst der Investoren.
Sie wollen Demut sehn’,
fühl’n sich zum Herrschen auserkoren.

Was bleibt, ist Sklaverei -
kein Glück dem unteren Gesindel!
Ihr wünscht euch davon frei,
drum glaubt ihr jeder Form von Schwindel!