Freitag, 28. September 2012

Die neue Freiheit

Freiheit heißt die Pille,
die den Volkszorn reduziert.
Rede liberal,
dann kriegst du Beifall.
Wo gelenkter Wille
alte Regeln demontiert,
zwingt die freie Wahl
das Volk zum Kniefall.

Meisterhaft gesteuert
von der digitalen Flut,
leiht der Mensch
dem Unmensch seine Stimme.
Macht hat sich erneuert,
was als böse galt, wird gut.
Schlagwörter umnebeln
unsre Sinne.

Keiner kann entkommen,
wenn Big Brother uns belehrt.
Darum bleiben
Flachbildschirme billig.
Nur wer den Despoten
ihre Freiheiten gewährt,
der erscheint dem Zeitgeist
recht und billig.

Schluckt nur brav die Pille,
die das Denkvermögen lähmt!
Lasst euch hinters Licht führ‘n
von Betrügern!
Seht nur: euer Wille
wird von Eitelkeit gezähmt!
Wer sich bückt, den hält
das Volk für klüger.

Heuchler schmeicheln schelmisch,
ihr wärt wertvoll in der Welt.
Freiheitsliebe brächte
neuen Fortschritt.
Ihr zeigt mit den Fingern
auf die Beute, wenn sie fällt.
Dann erwacht ihr,
wenn euch selbst ein Tritt trifft.

Montag, 24. September 2012

Die Goldmännchen

Herr Monti gibt Reformen kund,
er denkt an seinen Männerbund
und lenkt die Staatsgeschicke.

Sein Tun bewacht ein scharfer Hund,
vom Morgen bis zur Abendstund’,
auf dass viel Geld versickert.


Europa ist nicht relevant,
die Zockerbande hat’s erkannt -
der Geldstrom wird versiegen.

Sozialer Sprengstoff würzt das Land,
die Lunte ist schon angebrannt,
bald dürfen Fetzen fliegen.


Auch Draghi trägt sein Scherflein bei,
er trägt in Koffern Geld herbei,
ganz frisch gedruckt - für Freunde!

Er hält die Spekulanten frei,
das Geldvertrauen bricht entzwei -
was soll’s? Der Staatsmann leugnet’s.


Wo Goldman Sachs zugegen ist,
erzittert mancher fromme Christ,
vor bankgeweihten Plänen.

Schon läuft Europas Galgenfrist,
schon wühlen Ratten tief im Mist,
das Volk vergießt die Tränen.


Ein Land wird häppchenweis serviert,
die Beute hübsch mit Gold garniert,
beim Clubzigarrenrauchen.

Wo Papademos reformiert,
da fließen Gelder ungeniert
in Taschen, die nichts brauchen.


Die Männerbande tuschelt viel,
sie mischt im kalkulierten Spiel
beliebig ihre Karten.

Ihr Einfluss scheint der Welt subtil,
doch alle Einfalt ist fragil,
der Knall bleibt abzuwarten.


Lloyd Blankfine bleibt der Herr der Welt,
er wettet, rechnet, zockt und zählt,
sein Netzwerk liefert Wissen.

Wer artig dient, erstickt im Geld,
ganz wie’s dem Großmogul gefällt –
die Bande herrscht beflissen.


 http://www.news.de/politik/855253251/finanzkrise-papademos-euro-desaster-wie-goldman-sachs-die-welt-regiert/1

Mittwoch, 19. September 2012

Vor Gericht oder vor dem Untergang

Bald ist der letzte Schritt  getan,
die Richter ziehen Roben an,
verhandelt wird die Republik.
Die Börsianer zittern schon,
erwarten den verdienten Lohn
und machen sich zum Jubeln schick.

In Stille schreitet der Senat
zum Sitzungssaal, mit dem Traktat,
das jede Weitsicht untergräbt.  
Die Herrscher lächeln gönnerhaft,
jetzt ist der nächste Schritt geschafft,
eh sich das Volk empört erhebt.

Im Parlament beklatschen sie
den Sieg der Geldpiraterie -
ein Stand beerdigt seine Macht.
Die letzte Stimme ist gezählt,
der neue Weg scheint ausgewählt,
Europa gleitet in die Nacht.

Am Horizont zieh‘n Wolken auf,
des Volkes Stimme ist verkauft,
nun herrscht allein die Kommission
Ein Richterwort hat dies vollbracht,
noch eh' der Volkszorn jäh erwacht,
erlangt der Teufel seinen Lohn.

Freitag, 14. September 2012

Spiele mit dem Zauberwort

Im Geschwätz von hohen Tieren 
dominiert ein  Zauberwort.
Der Begriff erweckt Begierden
und er spült Bedenken fort.

„Freiheit, Freiheit über alles,
über alles in der Welt.“
Auch wenn sie im Zweifelsfalle
nur dem Raubtier gut gefällt.

Ohne Regeln, ohne Grenzen,
lebt es sich ganz frei von Scham.
Gottgleich mag der Bonze glänzen,
seine Schäflein lächeln zahm. 

Er verspricht ein freies Leben,
was das heißt, bleibt kleingedruckt.
Freiheit fordert freies Geben
und das sich der Sklave duckt. 

Am Altar sakraler Märkte
opfern Priester unser Geld.
Demokratisch Auserwählte
wissen: nur der Mammon zählt.

Unterdrückte jubeln eifrig,
während man sie demontiert.
Freiheit bleibt dem Sklaven heilig,
wenn er sich als Herr geriert.

Starke dürfen Schwache beugen,
Schwache sterben im Abseits.
Frei Versklavte leiden schweigend,
bis der Zauberfaden reißt.


Dienstag, 11. September 2012

Der Gute schenkt sein letztes Hemd

Im Alter sollst du lautlos leiden,
der Gute schenkt sein letztes Hemd.
Die Armut lässt sich nicht vermeiden,
sie liegt nun mal sozial im Trend.

Du könntest uns manch Last ersparen,
indem du dir dein Leben nimmst.
Der Demograf erkennt Gefahren,
wenn du nicht quer zum Jordan schwimmst.

Vielleicht bedarf es einer Regel
im Hinblick auf die Lebenszeit.
Sonst wächst der Alte-Leute-Pegel
und schmälert unsre Sicherheit.

Nicht alles darf so üppig wachsen
wie Reichtum, Macht und Ruhm und Geld.
Drum schweige und mach keine Faxen,
wenn dir dein Ende nicht gefällt.

Noch darfst du unsre Welt genießen,
noch mehrst du manchen Kontostand.
Hernach darfst du dich gern erschießen,
dann zeigt sich all dein Weltverstand.

Erkennst du schon die neuen Helden?
Sie schreiben sich ihr Leben schön.
Wer sie nicht ehrt, hat nichts zu melden,
man kann sie nie genug erhöh‘n.

Sie weiden sich an deiner Leistung,
sie rauben deine Energie.
Gegönnt sei ihnen die Entgleisung,
ihr Glanz strahlt dennoch rein wie nie.

Montag, 10. September 2012

Von Krieg zu Krieg

Fünf Völker, die sich oft bekriegten,
besannen sich auf die Vernunft.
Verlierer baten die Besiegten
aus Reue zur Zusammenkunft.
         Im wachsenden
         Gesinnungswandel,
         gedieh der Fortschritt,
         wuchs der Handel -
      der Stern der Zukunft strahlte hell.

Gewinner mit ergrauten Schläfen
erhofften sich vom Pathos Macht.
Sie schröpften ihre braven Schäfchen
vom Morgen an, bis in die Nacht.
                Sie lehrten Blindheit
                und Gehorsam,
                die Völker nahmen
                ihren Rat an –
       so blieb als letzter Wert das Geld.
    
Weil nur der Klüngel profitierte,
erstarb der Glaube an das Glück.
Als Volk um Volk sich echauffierte,
erblühte Zwietracht, Stück um Stück.
                Die Mächtigen
                erahnten Ärger,
                drum einten sie
                entzweite Bürger  -
       die schluckten das, mit viel Gebell.

Aus vielen Völkern wurde eines,
so stand es im Unionsvertrag.
Das schien das Ende allen Leides,
doch nahte schon ein schwarzer Tag.
                Die Sprache trennte
                neu Vereinte,
                bis jeder die
                Union verneinte –
       das bot dem Krieg ein weites Feld.   

Gewinner mit ergrauten Schläfen
erhofften sich vom Pathos Macht.
Sie lieferten den braven Schäfchen
ihr Waffenarsenal zur Schlacht.
                So metzelten sich
                Bürger nieder,
                Soldaten sangen
                böse Lieder –
       wie strahlte da die Zukunft hell?  
               

Samstag, 1. September 2012

Neue Soziale Marktwirtschaft

Solidarisch und gemeinsam
deuten wir Soziales um.
Reiche darben in Verzweiflung,
reichen ihre Hüte rum.

Sie gewähren Recht und Freiheit,
schauen dabei traurig drein,
drängen uns, sie satt zu speisen,
dann kehrt wieder Ruhe ein.

Schuldenhaftung gilt für alle,
dieses nennt sich Marktwirtschaft.
Nichts ist mehr riskant, wie früher,
selig bleibt, was Armut schafft.

Dennoch droht kein Aufbegehren,
denn wer hat, versteht das Spiel.
Geld darf sich kritiklos mehren,
niemand kriegt davon zu viel.

Heute ist der Adel klüger,
protegiert den Schwafelmund.
Wichtigtuer und Betrüger
reden sich die Zunge wund.

Dafür kriegen sie den Knochen,
der bei Tisch zu Boden fällt.
Gut gekrault heult jeder Köter,
wie es seinem Herrn gefällt.

Dämmert dann zuletzt die Einsicht,
wer beim Spiel Gewinner bleibt,
hat der Weise vom Verlierer
längst schon alles einverleibt.