Dienstag, 8. Mai 2012

Das Gesetz der Revolte

Seht nur, wie der Putz abblättert,
                        vorn, beim Hauptportal.
Der Gläubiger am Schalter meckert,
                        beklagt des Wohlstands Qual.
Hat sich beim Spekulier’n verzettelt,
                        im vorigen Quartal.
Der Banker schaut ihn an und lächelt:
                        „lief nicht so optimal“.

Der Hinterhof ist abgeriegelt,
                        hier parkt der Lohn der Gier.
Manch Porsche und Ferrari fesselt
                        den Blick von dir und mir.
Doch, stellenweise abgebröckelt,
                        verblasst der Lacke Zier,
so dass sogar der Banker meckert
                        und meint, viel Not sei hier.

Die Sparer in der Schalterhalle,
                        schrei’n wutentbrannt nach Geld.
Sie sitzen in der Armutsfalle,
                        um Zins und Lohn geprellt.
Wenn sie vereint die Fäuste ballen,
                        verbleibt kein Wert, der zählt.
Manch Kopf wird roll’n, mach Schuss wird fallen,
                        manch Schnösel bös gequält.

Hernach schwappt die Empörungswelle
                        zum höchsten Kreis empor.
Der Mob rückt Machern auf die Pelle,
                        knöpft einzeln sie sich vor.
Moral vergeht im Rausch des Blutes, 
                        es toben Schmerz und Pein.
Manch Mörder ist nun frohen Mutes,
                        genießt sein rohes Sein.
                                     
Die Rauchschwaden verpuffen leise,
                        Vernunft kehrt bald zurück.
Danach wird auf bewährte Weise
                        belohnt, verteilt, gebückt.
Schon bilden sich die nächsten Cliquen
                        und spiel’n das Spiel der Macht.
Die Oberflächlichen und Schicken
                        genießen neue Pracht.

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