Donnerstag, 19. Juli 2012

Jubeln wir dem Teufel zu?

Seine Frisur sitzt wie eine Plastikhaube.
Graumeliertes Haar ziert seine kantigen Schläfen.
Er lächelt, wenn er seine Opfer versammelt.
Sie jubeln ihm zu: „God bless America!“
Schließlich hat er ihnen viel versprochen.
„Ich werde euch in den Straßengraben stoßen!
Auf meinen Schlachtfeldern sollt ihr verrotten.
Derweil feiere ich Tea-Party mit meinen Freunden.“

Selbstverliebt schreitet er das Bankett ab.
Er schnappt sich Lachshäppchen, schlürft lüstern
an einem Glas Champagner. Die neue Weltordnung -
wie wird er sie gestalten?  Kaviareier zerschmelzen
auf seiner Zunge, während Milton Friedman durch
seine Gedanken geistert. Ein paar Hinrichtungen
würden dem Land gut tun. Und ja: Die Medien
sollten neue Träume säen. Oder die Alten beleben.

Der amerikanische Traum – wo ist der geblieben?
Krankenversicherungen? Wer braucht das?
Die Pioniere – waren die etwa versichert?
Zahlten sie Steuern oder kümmerten sich um Kollateralschäden?
Nein! Ihr Traum war ein Traum der Freiheit. Eine Freiheit,
in der die Starken überlebten und die Schwachen starben.
Ein Hoch auf graumelierte Menschen mit dicken Bankkonten!
Sie bringen die Lösung: den Tod der Schwachen!

„God bless America! God bless America! God bless America!”
Frenetischer Jubel brandet auf. Der Retter sonnt
sich im Lustgeschrei kleiner Maden. Er wird sie
lächelnd zertreten, sobald sie seine Köder geschluckt haben.
Sie lassen sich gerne zertreten. Sie lieben es,
wenn sie wie ein Stück Kaugummi an seinen Sohlen kleben.
„Freut euch, denn ich verheize eure Söhne“, ruft er
Ihnen zu. Sie jubeln: „God bless America! God bless America!”    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen