Mittwoch, 30. Januar 2013

"Notleidende Banken" (2008)


Erst wenn ihr die letzte Bank beraubt, den letzten Kredit ergaunert, den letzten Juppie vertrieben habt, werdet ihr feststellen, dass man ohne Geld nichts essen kann.

(Sitting Steinbrück, 2008) 

Banken, Finanzen, Finanzsystem, Indianer, Peer Steinbrück, Finanzkrise, Bankenkrise

Dienstag, 29. Januar 2013

"Herdprämie" (2007)


Sie steht und wendet glücklich Pfannen,
          sie würzt das Fleisch, streut Knoblauchsalz.
Vom Fußweg, nah beim Küchenfenster,
          trifft sie - ein kalter Frauenblick.
Sie schaut verlegen auf den Braten,
          rührt hektisch ihren Nudelteig.
Sie fragt sich, was die Frau gedacht hat,
          da draußen auf dem Bürgersteig.

Sie schämt sich ihrer Lust am Kochen,
          verbirgt die Hände unterm Schurz.
Verlegenheit lässt sie erröten,
          fast unbemerkt verkohlt das Fleisch.
Im dunklen Rauch sieht sie sich klarer,
          erkennt – ihr fehlt Sozialprestige. 
Sie bleibt in ihrem Ich gefangen,
          verblasst in Barbies Glitzerwelt.

Als Hausfrau wirkt sie wahre Wunder,
          Karriere hat sie nie gemacht.
Sie lebt und lässt die Fremden leben, 
          sie kümmert sich ums Kinderwohl. 
Das Glück, das ihr die Kleinen schenkten,
          holt sich die Eitelkeit zurück.
Wir tränken sie in schalem Mitleid,
          bis sie die Lust am Sein verliert.  

Frauen, Karriere, Familienpolitik, Karrierefrau   

Freitag, 25. Januar 2013

"Freiwillige Ausreise" (2006)


Man legte mir nahe,
am Morgen, um fünf,
es sei nun Zeit zum Packen.

Ich war noch müde
und verstimmt
und ließ die Botschaft sacken.
Sie standen da,
in Uniform,
sie schritten gleich zur Sache.
Mein Reisewunsch
kam waffenklar,
im Schoße der Baracke.

Ich packte mein Leben,
ich packte geschwind,
ich folgte wie befohlen.

Sie trieben mich
durch Sturm und Wind,
sie drohten mit Pistolen.
Ich saß im Wagen,
eingepfercht,
zwei Männer hielten Wache.
Ihr Groll bot sich
dem Argwohn dar,
sie nannten mich: „Schlawacke!“ 

Ich trat aus dem Nebel 
ins schummrige Licht, 
gefesselt und in Ketten.

Ein Schlag traf
eisern ins Gesicht,
kein Mensch mochte mich retten.
So lag ich willig,
klein und schwach,
vergaß die schönen Träume.
Im Zellentrakt hielt
ich mich wach,
von aller Welt verleumdet.

Die Stunden verstrichen,
mein Ziel kam mir nah, 
da half mir kein Verkriechen.

Als ich von oben
Lichter sah’,
konnt’ ich schon Blutdunst riechen.
Man überließ mich
meinem Tod:
Bedenkt, was ich versäumte!
Mein Henker kam
im Morgenrot,
sein Hieb hat mich


geläutert.

Asylanten, Ausländer, Asylpolitik, Immigranten, Abschiebung

Donnerstag, 17. Januar 2013

"Entlassungsproduktivität" (2005)



„Entlassungsproduktivität“ 

Ist die Wirtschaft produktiv,
geht es ans Entlassen. 
Hängen auch die Schultern tief,
bleiben wir gelassen: 

„Langlebigkeitsrisiko“ 

Manche rafft der Tod dahin,
ehe sie sich wehren.
Wer lang lebt, verzehrt Gewinn,
kann sich lang beschweren. 

„Ehrenmorde“ 

Ehrenhaft ist jener Tod,
der sich frei gestaltet.
Selbstentsorgung mildert Not, 
Mitleid wirkt veraltet. 

„Bombenholocaust“ 

Lösen wir das Grundproblem!
Lösen wir’s mit Bomben!
Zieht den Toten Zahn um Zahn
und versetzt die Plomben!

Neoliberalismus, Nazismus, Wirtschaft, Sozialpolitik