Montag, 30. Juli 2012

Metastasen

Die Krise streut Krisen,
die Wirtschaft zerbricht.
Wir stillen die Riesen
und üben Verzicht.

Wer hat, der wird ernten,
wer nichts hat, verarmt.
Wir sind seit Jahrzehnten
belehrt und gewarnt.

Wir ließen sie spielen,
die Händler der Nacht.
Sie liebten das Dealen,
sie liebten die Macht.

Wir suchten die Freiheit,
wir suchten den Lohn.
Nun wütet die Krankheit,
der Hoffnung zum Hohn.

Die Hand der Gerechten,
verfault uns am Arm.
Die Wende zum Schlechten
verblendet den Schwarm.

So streuen wir Gelder
wie Samen aufs Land.
Sie darben auf Feldern,
verdorren im Sand.

Der Wind treibt sie weiter,
ins Kornhaus der Macht.
Wir sind erst gescheiter
wenn keiner mehr lacht.

Dienstag, 24. Juli 2012

Der konzeptlose Dicke

Erwacht aus seinem Sommerschlaf,
bringt er uns frohe Kunde:
„Seht an, ich bin ein braves Schaf
und red‘ nach eurem Munde.“

„Die Banker sind ein böses Volk,
sie haben sich bereichert.
Ich rette euch, bei  Wahlerfolg,
auch wenn die Börse geifert.“

„Ich trag‘ am Drama keine Schuld,
drum werfe ich heut Steine!
Der neoliberale Kult,
wird niemals mehr das Meine.“

Ach Gabriel, ach Engelsfürst,
dein Züngeln scheint satanisch.
Geschwätz wie deines ist uns Wurst,
du kränkelst – hirnorganisch.

Du schiebst die Schuld auf einen Stand,
der auch nur tut, was du tust.
Schau doch mal übern Tellerrand,
denk nach, wenn man dich ausbuht.

Du hängst am Faden, wie ein Sack,
der Puppenspieler neckt dich.
Dein Finger zeigt, ganz unverzagt,
auf Schuldige – erbärmlich!

Wer über dir die Strippen zieht,
ist sicherlich kein Banker.
Du hilfst, dass man ihn übersieht –
das macht die Welt nur kränker.

Montag, 23. Juli 2012

Systemrelevant und glücklich

Ich wollt ich wär’ systemrelevant,
dann wäre mir die Welt zugewandt,
manch Euro flösse mir unverwandt
in meine leeren Taschen.

In Not käme manch Helfer gerannt,
von Mitleid und Vernunft übermannt,
mit Pralines und Geld in der Hand
davon könnt ich dann naschen.

Ach, hätt’ ich doch schon eher erkannt,
wie man das Herz der Spender entflammt,
ich trüge jetzt ein Bankergewand
und goldene Gamaschen.

Ich wollt ich wär’ systemrelevant,
mit Herz und Ökonomenverstand,
dann könnt ich mit System, ganz entspannt,
den Rest der Welt verarschen.  

Freitag, 20. Juli 2012

Schnüren wir ein Päckelein

Seht - die armen Bänkelein,
wie sie leidend darben.
Klimpert‘s nicht im Schränkelein
tragen Märkte Narben.
Schnüren wir ein Päckelein,
sollen sie’s verbrauchen.
Halten wir verschüchtert ein,
wenn die Bonzen fauchen.

Sicher wird dann alles gut,
und wir wursteln weiter.
Ach, die Not ist so akut,
darum schweigt, ihr Neider!
Nimmt der Banker dann den Hut,
füllt er noch die Taschen.
Dazu braucht er nicht mal Mut,
jubeln doch die Flaschen. 

Die Geldlehrer - eine baptistische Botschaft

Liebe Kinder, gebt fein Acht,
die Krise naht, der Feind erwacht -
drum horcht auf meine Lehre!
Hegt die Gelder mit Bedacht,
solang der Zins uns Freude macht –
bewahren wir die Schere.

Glaubt an die Gerechtigkeit,
am Ende kommt die große Zeit -
dann nähren euch die Fremden.
Der Haufen, den ihr sät, gedeiht,
ihr wachst voller Behaglichkeit –
und schlaft in seid’nen Hemden.

Seht, wie sich das Geld vermehrt,
wie Mammon den Besitzer ehrt –
da bleibt kein Wunsch vergeblich.
Es lebt sich frei und unbeschwert,
solang die Gunst sich nicht verkehrt –
zum Glück ist Reichtum erblich.

Zweifelt nicht an eurem Los,
wer groß ist, den schuf Gott so groß –
er freut sich am Gewinner.
Drum wähnt euch niemals hoffnungslos,
der Gute wird nie obdachlos –
das leugnen nur die Spinner…

Donnerstag, 19. Juli 2012

Jubeln wir dem Teufel zu?

Seine Frisur sitzt wie eine Plastikhaube.
Graumeliertes Haar ziert seine kantigen Schläfen.
Er lächelt, wenn er seine Opfer versammelt.
Sie jubeln ihm zu: „God bless America!“
Schließlich hat er ihnen viel versprochen.
„Ich werde euch in den Straßengraben stoßen!
Auf meinen Schlachtfeldern sollt ihr verrotten.
Derweil feiere ich Tea-Party mit meinen Freunden.“

Selbstverliebt schreitet er das Bankett ab.
Er schnappt sich Lachshäppchen, schlürft lüstern
an einem Glas Champagner. Die neue Weltordnung -
wie wird er sie gestalten?  Kaviareier zerschmelzen
auf seiner Zunge, während Milton Friedman durch
seine Gedanken geistert. Ein paar Hinrichtungen
würden dem Land gut tun. Und ja: Die Medien
sollten neue Träume säen. Oder die Alten beleben.

Der amerikanische Traum – wo ist der geblieben?
Krankenversicherungen? Wer braucht das?
Die Pioniere – waren die etwa versichert?
Zahlten sie Steuern oder kümmerten sich um Kollateralschäden?
Nein! Ihr Traum war ein Traum der Freiheit. Eine Freiheit,
in der die Starken überlebten und die Schwachen starben.
Ein Hoch auf graumelierte Menschen mit dicken Bankkonten!
Sie bringen die Lösung: den Tod der Schwachen!

„God bless America! God bless America! God bless America!”
Frenetischer Jubel brandet auf. Der Retter sonnt
sich im Lustgeschrei kleiner Maden. Er wird sie
lächelnd zertreten, sobald sie seine Köder geschluckt haben.
Sie lassen sich gerne zertreten. Sie lieben es,
wenn sie wie ein Stück Kaugummi an seinen Sohlen kleben.
„Freut euch, denn ich verheize eure Söhne“, ruft er
Ihnen zu. Sie jubeln: „God bless America! God bless America!”    

Freitag, 13. Juli 2012

Das System

Ganz unten ochsen die Verlierer,
sie nehmen Spott devot in Kauf.
Noch singen sie nur brave Lieder,
noch fängt das Netz sie schonend auf.
Gewetzt sind tausend Zeigefinger,
verspotten und verhöhnen sie:
„Ihr Schnorrer, Harzer,  Bettler, Trinker
verschleudert Geld und Energie.“

Am Ober-Rand des Bodensatzes,
gedeiht die Saat der Fleißkultur.
Hier sprießt der Quell des Wirtschaftsschatzes,
hier jubiliert die Konjunktur.
Man schmeichelt jener „Mittelklasse“,
auf dass sie weiter funktioniert.
Die Technik bittet sie zur Kasse,
am Ende wird sie abserviert.

Das Fußvolk nennt sich Machtelite
und hält die Glieder in Funktion,
vergibt Vertrauen und Kredite
und nährt die letzte Illusion.
Politiker und Wirtschaftsbosse
bedienen die geheime Macht.
Ein Nasenrümpfen, hoch zu Rosse,
das hält den Pöbel stets in Schach.

Ganz oben hausen Unsichtbare,
das Geld fließt ihnen lautlos zu.
Sie machen jedes Gut zur Ware
und kennen dabei kein Tabu.
Der Adel scheut den Ruhm der Macher,
versteckt sich stumm im Hintergrund.
So schlafen alle Widersacher,
so wähnt der Staat sich kerngesund.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Wo ist unser Geld?


Ketzer

Ich kenne den Weg – Sie nicht.
Was bilden Sie sich ein?
Ich bin die fleischgewordene Kompetenz.
Fallen Sie uns nicht in den Rücken.
Sie verwirren  nur das Volk.
Nur ich kann den Euro retten.

Ich kenne den Weg – Sie nicht.
Ich kenne die Wahrheit.
Ich kenne das Ziel.
Ich sichere Vermögen.
Jahrelang habe ich getan, was Sie gesagt haben -
weil ich kompetent bin.

Und jetzt soll das nicht mehr gelten?
Nein, meine Ideen bleiben -
Und Ihre Ideen verrate ich nicht.
Das System muss leben.
Gleichheit ist von Übel.
Es lebe der Unterschied!

Unterschätzen Sie mich nicht.
Ich lese Kleingedrucktes – Sie nicht.
Ich bin Jurist – Sie nicht.
Ich bin klug – Sie nicht.
Weil ich kompetent bin
und Grimassen schneide.

Erkennen Sie mich?
Erkennen Sie meine Kompetenz?
Wir kennen den Weg – Sie nicht.
Das Volk ist eine Herde von Schafen.
Verwirren Sie nie die Herde!
Sonst werde ich böse.

Montag, 9. Juli 2012

Anleitung zur Versklavung


Sklaven

Wer Macht hat, braucht devote Sklaven,
einst fand man sie am Marktbasar.
Nur in versteckten Machtenklaven
hat sich der Brauch bis heut‘ bewahrt.

Man sah den Männern auf die Zähne,
betastete die Muskelpracht.
„Vielleicht da vorne rechts, die Schöne?“
„Nein, nein, zu teuer - nicht heut’ Nacht.“
 
Die Sklavenhändler fanden Wohlstand,
die Gelder flossen - skrupellos.
Der hohe finanzielle Aufwand,
war Sklaventreibern nie zu groß.

Am Ende zwang das Recht den Handel,
die Sklaverei schien abgeschafft.
Schon kam er, der Bewusstseinswandel,
da haben wir uns selbst versklavt.

Der Vorteil: All die neuen Sklaven,
sind kostenlos und scheinbar frei.
Man kann sie durch Entlassung strafen,
allein die Drohung hält sie klein.

Sobald sie nicht mehr funktionieren,
entsorgt der Herr sie im System.
Sie dürfen dann die Welt schockieren –
so faul, so nutzlos, so bequem.

Der hochmoderne Sklaventreiber,
gilt rechnerisch als Edelmann.
Denn fehlten alle Halsabschneider –
wo stünde unsre Wirtschaft dann?

Freitag, 6. Juli 2012

Geld für "die Bank"

Schaut nur, diese trüben Blicke,
diese Trauer im Gesicht.
Früher hatten sie es dicke,
jetzt gedeiht der Mammon nicht.

Boni flossen einst wie Flüsse,
mündeten ins Portemonnaie.
Schickt den Armen Geld und Küsse,
ewig dankt‘ s die Haute-Volee!

Wollen wir sie zügig retten?
Schließlich geben sie uns Brot -
Quietscherädchen muss man fetten,
sonst zerbröselt sie die Not.

Banker, nimm dir deinen Schoppen!
Nuckle emsig, werde groß.
Lass dich nicht beim Zocken stoppen,
denk‘ nur an dein Rettungsfloß.

Komisch - wie geht das zusammen?
Einerseits verarmen wir.
Andrerseits füllt Gold die Kammern,
Sack für Sack, beim hohen Tier.

Ich will gern auf viel verzichten,
geht es nur den Großen gut.
Wenn sich einst die Schleier lichten,
dann gerät das Volk in Wut.

Wer im Schatten leise flüstert,
wer sich hinter „Bank“ verbirgt.
Der sei künftig gut gerüstet,
wenn der Zorn die Seinen würgt.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Dirk Niebels Ideen

Hi, ich bin Dirk, hab' ne dufte Idee.
Steuern sind blöd, doch der Mob trägt das Weh.
Legalisieren wir doch die Vernunft!
Dann zahlt nur der, dessen Geldbörse schrumpft.

Schaut mal ihr Griechen, betrachtet's mal so:
Reiche beschneiden wär herzlos und roh.
Sie geben Arbeit, sie füttern das Volk,
all euer Glück hängt an deren Erfolg.

Darum, ihr Kleinen, zeigt Brüderlichkeit.
Nur so erstickt in der Hilfe das Leid.
Zahlt weiter Steuern, dann fließt wieder Zins,
damit der Gläubiger lebensfrisch grinst.

Dienstag, 3. Juli 2012

Mein Klimagipfel

Lass uns nach Rio reisen!
Alle Welt ist da. Denk nur an das
Meeresfrüchtebankett -
einzigartig, was die Brasilianer
auf den Tisch zaubern.
Und für die Abendunterhaltung
ist auch gesorgt:  Südamerikanische
Tanzeinlagen, Samba,
Trommelwirbel, Leidenschaft –
kalte Herzen.

Jeder Punkt, gegen den ich stimme,
erhöht meinen Komfort.
Ein seltsamer Gipfel ist das.
Aber ich bin gerne hier:
Stimmen an der Bar,
Cocktails, Rotwein,
Wildlachs,
spanische Oliven,
brasilianische Miezen -
Da bleibt kein Wunsch offen. 

Gewinner der Welt:
vereinigt euch!
 Wir feiern die Sonne
   und loben das Leben.
Erst nasche ich von den Kirschen,
dann von den Latinas.
Das betörende Summen
der Klimaanlage
gefällt den Mädels.
Da spüre ich meinen Puls.
Da weiß ich -
warum ich hier bin.