Montag, 15. Oktober 2012

Neoliberal und glücklich

Die Freiheit lag mir in der Wiege,
noch ehe ich recht krabbelte.
Mein Genpool half mir oft zum Siege,
selbst wenn der Plebs mich kabbelte.

Von Gleichheit mag ich gar nichts halten,
zum Sieger kor mich die Geburt.
Ich mag mich schrankenlos entfalten,
ertrag’s nicht, wenn die Fessel zurrt.

Im Spiel der postfötalen Kräfte,
behütet mich die Marktwirtschaft.
Mein Geld ermöglicht mir Geschäfte,
ererbter Lohn ist fabelhaft!

Ich steure, was die Menschen denken,
sie winden sich vor meinen Knien.
Selbst wenn sie sich dabei verrenken,
behalte ich, was ich verdien’.

Mit mir erfüllt sich Gottes Wille,
die Güter sind gerecht verteilt.
Betrachtet mich durch meine Brille,
erkennt den Spross, der niemals teilt.

Die Märkte fordern stolze Gene,
das machte mich einst reich und schön.
Ihr fragt, weshalb ich das erwähne?
Weil ihr mich sonst als „Sohn“ verhöhnt.

Mit eurem Fleiß und blankem Wissen,
ersinne ich mir mein Geschäft.
Drum seid ihr von mir hingerissen
und denkt, gottlob, das sei gerecht.

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